Geo-Erlebnispfad Scheidegger Wasserfälle
- mehr als das, was Du mit bloßem Auge sehen kannst -
Geotop Scheidegger Wasserfälle
Die Scheidegger Wasserfälle in der Rohrachschlucht sind nicht nur ein touristisches Highlight der Region. Sie zählen auch zu den hundert schönsten Geotopen Bayerns, die zudem als Naturerlebnisraum aktiv entdeckt werden können. Dieses Naturparadies bietet neben einer wildromantischen Flusslandschaft auch jede Menge Spaß- und Mitmachangebote für Groß und Klein. Vor allem die diversen analogen und digitalen Mitmach- und Informationsstationen des neuen „Geo-Erlebnispfades Scheidegger Wasserfälle“ bieten den Gästen eine hohe Erlebnisqualität inmitten eines außergewöhnlich schönen Platzes in der Natur. Im „Geo-Erlebnispfad Scheidegger Wasserfälle“ wird durch die „Fenster zur Erdgeschichte“ Geologie spektakulär erlebbar. Die großartige Umgebung und Soundkulisse inspiriert Deine Sinne und lässt Dich die Natur als besonders wertvollen, interessanten und liebenswerten Raum kennenlernen.
Auf dem Geo-Erlebnispfad Scheidegger Wasserfälle erlebst Du nicht nur die Zeitfenster zur Erdgeschichte hautnah, hier wird Geschichte quasi lebendig. Nutze Dein Smartphone oder Tablet, um die Realität mit digitalen Inhalten zu erweitern und buchstäblich zum Leben zu erwecken (Augmented Reality – AR). Tauche zum Beispiel in den virtuellen Riedbach ein und erlebe dessen landschaftsformende Kraft im Zeitraffer oder erwecke Millionen Jahre alte Fossilien zum Leben. Staune über die Artenvielfalt, die im Allgäu einst existierte. Freue Dich auf ein Naturerlebnis der Extraklasse und erlebe die spektakuläre Wissensvermittlung von morgen inmitten einer malerischen und entspannenden Umgebung. Eines versprechen wir Dir: Deinen Besuch bei den Scheidegger Wasserfällen wirst Du nicht nur wegen der atemberaubenden Naturschönheit so schnell nicht vergessen.
Öffnungszeiten:
Geöffnet von Mai bis Oktober (bei gutem Wetter)
Montag bis Sonntag 9:00 – 19:00 Uhr (letzter Einlass 18:00 Uhr)
Bei schlechter Witterung, Schnee und Eis geschlossen.
*Ermäßigung mit Allgäu-Walser-Card, Echt-Bodensee-Card.
*erhältlich bei Scheidegg-Tourismus
Freier Eintritt mit der VIELcard und der Bodensee Card PLUS. Beide Karten erhalten Sie im Büro von Scheidegg-Tourismus. Eine Kombination von Ermäßigungen ist leider nicht möglich.
DIE APP
- mit augmented reality Inhalt-
1. Logge Dich mit Deinem Smartphone oder Tablet in das kostenlose WLAN mit dem Namen „Scheidegger Wasserfälle“ ein. Das Passwort erhältst Du an der Kasse.
2. Scanne den QR-Code für Android oder Apple, lade die App „Scheidegger Geo-Pfad“ herunter und installiere sie auf Deinem Smartphone oder Tablet.
3. Halte an den einzelnen Stationen Ausschau nach dem Symbol für die App „Scheidegger Geopfad“. Dieses zeigt Dir Positionen, an denen digitale Inhalte abrufbar sind. Steiny gibt Dir auf den jeweiligen Stationsschildern zusätzlich immer einen Hinweis, welche Teile der Stationen mit dem smarten Endgerät genutzt werden können.
iOS
Scanne den QR-Code mit Deinem Smartphone oder Tablet, um die App aus dem App Store herunterzuladen. Wenn Du die Installationsdatei lieber auf Deinen Computer herunterladen möchtest, um sie später auf deinem Endgerät manuell zu installieren, klicke auf den Download-Button.
Android
Scanne den QR-Code mit Deinem Smartphone oder Tablet, um die App aus dem App Store herunterzuladen. Wenn Du die Installationsdatei lieber auf Deinen Computer herunterladen möchtest, um sie später auf deinem Endgerät manuell zu installieren, klicke auf den Download-Button.
STATIONEN
Auf geht´s
Was Du auf dem Rundweg um den kleinen Wasserfall erleben kannst, zeigen wir Dir zunächst in einem interaktiven 3D-Modell. Hier auf unserer Homepage findest Du außerdem viele weitere Informationen, Fotos und Videos, aber auch ergänzende Expertentexte, wenn Dich ein Thema besonders interessiert.
Wo Du ein Druckersymbol siehst, kannst Du dieses nutzen, um die jeweilige Informationstafel auszudrucken. Wenn diese Tafel AR-Informationen beinhaltet, kannst Du danach Dein smartes Endgerät auf den Ausdruck richten und die AR-Modelle auch so zu Hause noch einmal in Ruhe erleben! Viel Spaß!
Auf dem Geo-Erlebnispfad begleitet Dich unser Maskottchen Steiny, den Du etwas weiter oben auf unser Website bereits zum Download der App kennengelernt hast. Er gibt Dir hier und in der App Hinweise und informiert Dich auch auf den jeweiligen Stationstafeln, welche digitalen Abenteuer dort auf Dich warten und wie Du sie erleben kannst. Mithilfe der App wirst du beispielsweise beim Klassenzimmer im Freien (Station 2) in vergangene Zeiten zurückversetzt und erfährst in einem interaktiven Zeitstrahl mehr über längst vergangene Erdzeitalter. Beim Baumeister Bach (Station 3) tauchst Du virtuell in den Riedbach ein und erlebst im Zeitraffer, wie er sich einst seinen Weg bahnte. Spektakuläre Urtiere werden an Station 5 „Kuschelrock“ zum Leben erweckt. Hier triffst Du zum Beispiel einen Ur-Elefanten mit vier Stoßzähnen oder den furchterregenden Magalodon - einen riesigen Hai. Und an der Forscherstation kannst Du selbst zur Entdecker*in werden. An allen Stationen erwarten Dich natürlich noch mehr spannende Abenteuer, die wir aber jetzt noch nicht verraten wollen. Übrigens: Auf dem Geo-Erlebnispfad findest Du auch viele Spielgeräte und feste Installationen, die Du unbedingt ausprobieren musst.
STATION 1
Reliefmodell und Geomodelle
An dieser Station erfährst Du wichtige Informationen über unseren Geo-Erlebnispfad. Außerdem kannst Du Dein Smartphone oder Tablet an dieser Station nutzen, um an der großen Relieftafel an der Wand und an den drei Geomodellen mehr darüber zu erfahren, wie sich unsere Region einst entwickelte und wie der Pfänderrücken entstanden ist.
Expertentext von Dipl. Geol. Prof. Dr. Herbert Scholz
Wie ist der Pfänderrücken entstanden?
Ein großer Kies-Schwemmfächer wird aufgeschüttet
Als die Alpen im Neogen (Jungtertiär), noch jung waren, lagen sie noch ein gutes Stück weiter im Süden als heute. Es gab hohe Berge, von denen aber noch keiner einem der heutigen Berge ähnlich war, noch keinen Bodensee, keinen Rhein, und das Alpenvorland war ein ebenes, weithin vom Meer überflutetes Tiefland, ähnlich der Poebene und Adria heute. Wie heute gab es in den jungen Alpen tief eingeschnittene, von großen Flüssen durchflossene Täler. Einer dieser Alpenflüsse, die „Ur-Bregenzer Ach“, erreichte südlich des heutigen Pfänders den damaligen Alpennordrand und begann, am Südrand des ebenen Tieflandes, aus dem mitgeführten Kies einen großen Schwemmfächer aufzuschütten, den sog. Pfänderfächer. Das Meer war inzwischen zurückgewichen und das Alpenvorland wurde gegen Ende des Untermiozäns, vor etwa 18 Millionen Jahren, landfest. Es entwickelte sich zu einer weitläufigen, teilweise dicht bewaldeten, von zahlreichen Flüssen durchflossenen Ebene. Im Laufe der folgenden Jahrmillionen wuchs der Pfänderfächer und breitete sich immer weiter nach Westen, Osten und Norden aus, bis er vor ca. 14 Millionen Jahren, im Mittelmiozän, die Gegend um Lindenberg erreichte.
Auf dem Schwemmfächer lagerten die Flüsse in breiten Rinnen grobes Geröll ab, bei Hochwässern traten sie über die Ufer, überfluteten die Talauen und setzten hier lehmigen, kalkhaltigen Schlamm ab. Der ursprünglich weiche Schlamm verfestigte sich im Laufe von Jahrmillionen und wurde zum Molassemergel, der in der Nische unterhalb der Felswand herauskommt, über die der Wasserfall stürzt. Der grobe, ursprünglich lockere Kies wurde im Laufe der Zeit zum festen Molassekonglomerat, das die Felswand am Wasserfall aufbaut. Der ganze Pfänderrücken ist wie ein „Bigmac“ aus vielen, abwechselnd übereinander liegenden Mergel- und Konglomeratlagen aufgebaut, die ursprünglich beide als Flussablagerungen auf dem weitläufigen Pfänderfächer entstanden waren.
Der Kies-Schwemmfächer wird schief gestellt
Schon während die Ur-Bregenzer Ach den Pfänderfächer aufschüttete, wanderten die Alpen immer weiter nach Norden, schoben wie ein Bulldozer alle möglichen Ablagerungen vor sich her, stauchten sie und falteten sie zusammen. Vor etwa 5 bis 10 Millionen Jahren, im Obermiozän, erreichte diese Stauchfront schließlich das Gebiet des späteren Pfänders, begannen die Gesteine des inzwischen nicht mehr aktiven Pfänderfächers einzuengen und die ursprünglich mehr oder weniger horizontal gelagerten Gesteinsschichten hochzubiegen. Tatsächlich liegen die Molassekonglomerate und Molassemergel am Wasserfall nicht ganz eben, sondern sind leicht in nordwestlicher Richtung geneigt; und diese Schiefstellung wird immer deutlicher erkennbar, je weiter wir auf dem Pfänderrücken nach Süden wandern, etwa am Hochberg oder bei Langen.
Schon während die Gesteine am Rande der Nordalpen eingeengt und hochgebogen wurden, begann sich das ganze Alpenvorland unmerklich langsam zu heben, nahe der Alpen stärker, weiter im Norden in Oberschwaben weniger stark. Diese Heraushebung dauert bis heute an. Obwohl die Hebung nur winzige Bruchteile von Millimetern im Jahr beträgt, hat sie sich in Oberschwaben bis heute zu Beträgen von Hunderten von Metern aufaddiert, am Pfänder sind es sogar mehr als 2000 m! In dem Maße, wie sich die Landschaft ganz langsam heraushob, wurde sie durch Verwitterung, Regen und das fließende Wasser ständig abgetragen, sodass der Pfändergipfel heute nicht mehr als 2000 m sondern nur 1063 m hoch ist. Der Rest zersetzte sich zu Verwitterungsdecken, rutschte die Berghänge hinunter und wurde vom Wasser weggeschwemmt. Auf diese Weise bildete sich Im Laufe der letzten Jahrhunderttausende allmählich die Landschaft mit den Bergen und Tälern heraus, die wir heute sehen.
Gletscher verpassen dem Pfänderrücken den letzten Schliff
Schon in der Zeit des Neogens (Jungtertiär) gab es immer wieder Klimaveränderungen, kühlere und wärmere Perioden wechselten miteinander ab. Diese Klimaschwankungen wurden im Laufe der Zeit immer stärker und führten schon während des Miozäns (23–5 Mio. J.), im anschließenden Pliozän (5–2,6 Mio. J.), und erst recht im beginnenden Quartär (2,6 Mio. J. bis heute), zu einer immer wiederkehrenden Vergletscherung des Gebirges. Im Laufe des Quartärs wurden die kühleren Klimaabschnitte immer kälter, und die Gletscher dehnten sich immer weiter aus. Schließlich schoben sich Gletscherzungen aus den großen Tälern des Gebirges zeitweise sogar ins Alpenvorland vor.
In der letzten Kälteperiode, während der sog. Würmeiszeit, deren Höhepunkt etwa 20 000 bis 25 000 Jahre zurückliegt, drangen Gletscherströme aus den Tälern des Alpenrheins und der Bregenzer Ach ins Alpenvorland vor. Eine Zunge des Rheingletschers, dessen Nährgebiete in den Schweizer Zentralalpen und im Rätikon lagen, schob sich auf der Westseite des Pfänderrückens vorbei ins Bodenseebecken (Argen-Leiblach-Zunge), auf dessen Ostseite folgte eine andere Zunge dem Rotachtal aufwärts (Rotach-Zunge). Der Bregenzer-Ach-Gletscher, dessen Nährgebiete im Bregenzer Wald lagen, wurde vom Rheingletscher in nördlicher Richtung ins Weißachtal abgedrängt, dem er weißachaufwärts bis Oberstaufen folgte. Die Gletscherströme wuchsen im Alpenvorland schließlich zu einem einzigen, riesigen Eiskuchen zusammen, mit einem Durchmesser von mehr als 100 km, der sog. Rhein-Bodensee-Vorlandgletscher, dessen Zentrum im Bodenseebecken lag. Während des Vereisungsmaximums (Würm-Hochglazial) schaute zeitweise nur noch der Pfändergipfel als kleines sog. Nunatak aus dieser Eiswüste heraus. Auch das Gebiet der heutigen Scheidegger Wasserfälle war damals unter dem Gletschereis begraben.
Die Eisströme hobelten und schliffen die Landoberfläche ab, schürften die Täler zu breiten Trogtälern aus und übersteilten die Bergflanken, besonders auch die Westflanke des Pfänderrückens. Als gegen Ende des Würm-Hochglazials, vor 18 000 bis 16 000 Jahren, das Klima schließlich wieder etwas milder wurde, die Eisoberfläche langsam absank und die ursprünglich von Gletschern bedeckte Landschaft eisfrei wurde, blieben stellenweise Geschiebemergel, Gesteinsschutt und Felsblöcke zurück. Drei Beispiele für solche Findlinge, die der Rheingletscher aus den Schweizer Zentralalpen und den Rätischen Alpen mitgebracht hat, liegen neben der Tafel an Station 1.
Reliefmodell und Geomodelle
An dieser Station erfährst Du wichtige Informationen über unseren Geo-Erlebnispfad. Außerdem kannst Du Dein Smartphone oder Tablet an dieser Station nutzen, um am großen Reliefmodell und den drei Geomodellen mehr darüber zu erfahren, wie sich unsere Region einst entwickelte und wie der Pfänderrücken entstanden ist.
Expertentext von Dipl. Geol. Prof. Dr. Herbert Scholz
Wie ist der Pfänderrücken entstanden?
Ein großer Kies-Schwemmfächer wird aufgeschüttet
Als die Alpen im Neogen (Jungtertiär), noch jung waren, lagen sie noch ein gutes Stück weiter im Süden als heute. Es gab hohe Berge, von denen aber noch keiner einem der heutigen Berge ähnlich war, noch keinen Bodensee, keinen Rhein, und das Alpenvorland war ein ebenes, weithin vom Meer überflutetes Tiefland, ähnlich der Poebene und Adria heute. Wie heute gab es in den jungen Alpen tief eingeschnittene, von großen Flüssen durchflossene Täler. Einer dieser Alpenflüsse, die „Ur-Bregenzer Ach“, erreichte südlich des heutigen Pfänders den damaligen Alpennordrand und begann, am Südrand des ebenen Tieflandes, aus dem mitgeführten Kies einen großen Schwemmfächer aufzuschütten, den sog. Pfänderfächer. Das Meer war inzwischen zurückgewichen und das Alpenvorland wurde gegen Ende des Untermiozäns, vor etwa 18 Millionen Jahren, landfest. Es entwickelte sich zu einer weitläufigen, teilweise dicht bewaldeten, von zahlreichen Flüssen durchflossenen Ebene. Im Laufe der folgenden Jahrmillionen wuchs der Pfänderfächer und breitete sich immer weiter nach Westen, Osten und Norden aus, bis er vor ca. 14 Millionen Jahren, im Mittelmiozän, die Gegend um Lindenberg erreichte.
Auf dem Schwemmfächer lagerten die Flüsse in breiten Rinnen grobes Geröll ab, bei Hochwässern traten sie über die Ufer, überfluteten die Talauen und setzten hier lehmigen, kalkhaltigen Schlamm ab. Der ursprünglich weiche Schlamm verfestigte sich im Laufe von Jahrmillionen und wurde zum Molassemergel, der in der Nische unterhalb der Felswand herauskommt, über die der Wasserfall stürzt. Der grobe, ursprünglich lockere Kies wurde im Laufe der Zeit zum festen Molassekonglomerat, das die Felswand am Wasserfall aufbaut. Der ganze Pfänderrücken ist wie ein „Bigmac“ aus vielen, abwechselnd übereinander liegenden Mergel- und Konglomeratlagen aufgebaut, die ursprünglich beide als Flussablagerungen auf dem weitläufigen Pfänderfächer entstanden waren.
Der Kies-Schwemmfächer wird schief gestellt
Schon während die Ur-Bregenzer Ach den Pfänderfächer aufschüttete, wanderten die Alpen immer weiter nach Norden, schoben wie ein Bulldozer alle möglichen Ablagerungen vor sich her, stauchten sie und falteten sie zusammen. Vor etwa 5 bis 10 Millionen Jahren, im Obermiozän, erreichte diese Stauchfront schließlich das Gebiet des späteren Pfänders, begannen die Gesteine des inzwischen nicht mehr aktiven Pfänderfächers einzuengen und die ursprünglich mehr oder weniger horizontal gelagerten Gesteinsschichten hochzubiegen. Tatsächlich liegen die Molassekonglomerate und Molassemergel am Wasserfall nicht ganz eben, sondern sind leicht in nordwestlicher Richtung geneigt; und diese Schiefstellung wird immer deutlicher erkennbar, je weiter wir auf dem Pfänderrücken nach Süden wandern, etwa am Hochberg oder bei Langen.
Schon während die Gesteine am Rande der Nordalpen eingeengt und hochgebogen wurden, begann sich das ganze Alpenvorland unmerklich langsam zu heben, nahe der Alpen stärker, weiter im Norden in Oberschwaben weniger stark. Diese Heraushebung dauert bis heute an. Obwohl die Hebung nur winzige Bruchteile von Millimetern im Jahr beträgt, hat sie sich in Oberschwaben bis heute zu Beträgen von Hunderten von Metern aufaddiert, am Pfänder sind es sogar mehr als 2000 m! In dem Maße, wie sich die Landschaft ganz langsam heraushob, wurde sie durch Verwitterung, Regen und das fließende Wasser ständig abgetragen, sodass der Pfändergipfel heute nicht mehr als 2000 m sondern nur 1063 m hoch ist. Der Rest zersetzte sich zu Verwitterungsdecken, rutschte die Berghänge hinunter und wurde vom Wasser weggeschwemmt. Auf diese Weise bildete sich Im Laufe der letzten Jahrhunderttausende allmählich die Landschaft mit den Bergen und Tälern heraus, die wir heute sehen.
Gletscher verpassen dem Pfänderrücken den letzten Schliff
Schon in der Zeit des Neogens (Jungtertiär) gab es immer wieder Klimaveränderungen, kühlere und wärmere Perioden wechselten miteinander ab. Diese Klimaschwankungen wurden im Laufe der Zeit immer stärker und führten schon während des Miozäns (23–5 Mio. J.), im anschließenden Pliozän (5–2,6 Mio. J.), und erst recht im beginnenden Quartär (2,6 Mio. J. bis heute), zu einer immer wiederkehrenden Vergletscherung des Gebirges. Im Laufe des Quartärs wurden die kühleren Klimaabschnitte immer kälter, und die Gletscher dehnten sich immer weiter aus. Schließlich schoben sich Gletscherzungen aus den großen Tälern des Gebirges zeitweise sogar ins Alpenvorland vor.
In der letzten Kälteperiode, während der sog. Würmeiszeit, deren Höhepunkt etwa 20 000 bis 25 000 Jahre zurückliegt, drangen Gletscherströme aus den Tälern des Alpenrheins und der Bregenzer Ach ins Alpenvorland vor. Eine Zunge des Rheingletschers, dessen Nährgebiete in den Schweizer Zentralalpen und im Rätikon lagen, schob sich auf der Westseite des Pfänderrückens vorbei ins Bodenseebecken (Argen-Leiblach-Zunge), auf dessen Ostseite folgte eine andere Zunge dem Rotachtal aufwärts (Rotach-Zunge). Der Bregenzer-Ach-Gletscher, dessen Nährgebiete im Bregenzer Wald lagen, wurde vom Rheingletscher in nördlicher Richtung ins Weißachtal abgedrängt, dem er weißachaufwärts bis Oberstaufen folgte. Die Gletscherströme wuchsen im Alpenvorland schließlich zu einem einzigen, riesigen Eiskuchen zusammen, mit einem Durchmesser von mehr als 100 km, der sog. Rhein-Bodensee-Vorlandgletscher, dessen Zentrum im Bodenseebecken lag. Während des Vereisungsmaximums (Würm-Hochglazial) schaute zeitweise nur noch der Pfändergipfel als kleines sog. Nunatak aus dieser Eiswüste heraus. Auch das Gebiet der heutigen Scheidegger Wasserfälle war damals unter dem Gletschereis begraben.
Die Eisströme hobelten und schliffen die Landoberfläche ab, schürften die Täler zu breiten Trogtälern aus und übersteilten die Bergflanken, besonders auch die Westflanke des Pfänderrückens. Als gegen Ende des Würm-Hochglazials, vor 18 000 bis 16 000 Jahren, das Klima schließlich wieder etwas milder wurde, die Eisoberfläche langsam absank und die ursprünglich von Gletschern bedeckte Landschaft eisfrei wurde, blieben stellenweise Geschiebemergel, Gesteinsschutt und Felsblöcke zurück. Drei Beispiele für solche Findlinge, die der Rheingletscher aus den Schweizer Zentralalpen und den Rätischen Alpen mitgebracht hat, liegen neben der Tafel an Station 1.
STATION 2
Klassenzimmer im Freien
Betrachte die klassische Schultafel mit der App und erlebe, wie sie sich vor Deinen Augen magisch mit Inhalten füllt. In diesem Klassenzimmer erlebst Du nicht nur die Wissensvermittlung von morgen, sondern auch einen Unterricht der besonderen Art.
Expertentext von Dr. Martin Xaver Müller
Die geologischen Prozesse, die für die Bildung der Scheidegger Wasserfälle ursächlich waren, fordern die menschliche Vorstellungskraft aufgrund ihrer zeitlichen Größe und ihrer kaum vorstellbaren Gestaltungskraft heraus.
Das heutige Erscheinungsbild der Wasserfälle, so zeitlos und gewaltig es für unseren Blick wirken mag, ist dabei nicht mehr als ein aktueller Zwischenstand innerhalb eines großen Werdens und Vergehens der eindrucksvollen Oberflächenformen und ihres geologischen Untergrunds.
Um die beteiligten riesigen Zeiträume besser zu überblicken und eine Ahnung für deren Ausmaße zu gewinnen, kann hier eine „Reise durch geologische Zeiträume“ unternommen werden.
Aber wie stellt man sich geologische Zeiträume vor?
So funktioniert es: 1 m entspricht 100.000 a.
Vom Klassenzimmer im Freien bis zur Brücke sind es ca. 170 Meter, was ziemlich genau dem maximalen Alter der beteiligten Gesteine der Oberen Süßwassermolasse hier im Geotop Scheidegger Wasserfälle von 17 mio Jahren entspricht.
- 1 mm: Hier sind bereits 100 Jahre vergangen. In menschlichen Maßstäben ist das viel Zeit – kennen Sie jemanden der so alt ist? Bei den meisten geologischen Prozessen sind 100 Jahre hingegen nicht viel.
- 2 cm: Vor circa 2000 Jahren besiedelten die Römer Gebiete in Süddeutschland. Bekannte römische Siedlungen, wie Cambodunum (Kempten) und Brigantium (Bregenz), waren unweit von hier durch eine Römerstraße verbunden.
- 18 cm: Vor circa 18.000 Jahren schmolzen die Eismassen, die aus den Alpen ins Vorland geströmt waren nun phasenweise wieder zurück. Der sogenannte Argen-Leiblach-Lobus des Rhein-Bodensee-Vorlandgletschers hatte aufgrund seiner starken Erosionswirkung die Westflanke des Pfänderrückens teils abgetragen und übersteilt. Als nun der Eisspiegel im ausgehenden Hochglazial, also vor 18.000 bis 16.000 Jahren langsam abfiel, konnte der Rickenbach nun nach Westen zur Leiblach und in Richtung Bodensee fließen, wobei das starke Gefälle auf dieser kurzen Strecke eine große Erosionskraft erzeugte. Die heutige Form der Scheidegger Wasserfälle ist zum Großteil auf Prozesse während dieser Phase der Eiszeit zurückzuführen. Geologisch gesehen sind die Scheidegger Wasserfälle somit als junge Form einzuschätzen.
Wie sieht es aber mit den beteiligten Gesteinen aus, die ja für die Entstehung der Wasserfälle mit ihren Stufen so maßgeblich sind? Hierzu müssen wir uns auf den Weg machen in eine geologische Vergangenheit, über die uns die Gesteine so manches berichten können.
- 150 m: Hier, vor circa 150 mio Jahren (15mya), sind wir mitten in der Zeit der Ablagerung der Sedimentgesteine der Oberen Süßwassermolasse. Die Alpen waren bereits gebildet – auch wenn wir keinen der heutigen Berge wiedererkennen würden – und die Alpenflüsse transportierten Sedimente wie Schotter und Sand ins Vorland. Die hieraus gebildeten Sedimentgesteine sind diejenigen, die wir heute an den Wasserfällen aufgeschlossen finden. Wenn sie sich hier umblicken, sehen sie genau diese Gesteine, deren andersartige Lebewelt mit hornlosen Nashörnern und vier Stoßzähne besitzende Vorgängern der Elefanten in hier enthaltenen Fossilien dokumentiert sind.
Übrigens: nicht alle geologischen Prozesse sind langsam und kaum merklich: In die Zeit vor knapp 15 mio Jahren fällt auch der Einschlag eines ca. 1 km großen Asteroiden im Nördlinger Ries, der die Gesteine der Alb komplett durchschlug, tief in die Erdkruste eindrang und binnen Minuten einen 25 km großen Krater schuf und sich im Gebiet um den heutigen Pfänder vermutlich durch ein superstarkes Erdbeben, herunterregnende Steine und brennende Wälder bemerkbar machte.
- 400 m: Würden wir nun hier querfeldein bis zum Rand des Weilers Biesling weitergehen, so wären wir in der Zeit der beginnenden Alpenhebung angelangt. Seit dieser Zeit sind die Abtragungs- und Ablagerungsprodukte der sich hebenden Alpen auch in den Vorlands-Sedimenten, den sogenannten Molassegesteinen, dokumentiert.
- 900 m: Ortsrand von Scheidegg (Sportplatz): Die Gesteine, die wiederum die alpinen Decken bilden, sind deutlich vor Beginn der Alpenhebung abgelagert worden. So entstammen beispielsweise die in den widerstandsfähigen Konglomeraten der Scheidegger Wasserfälle enthaltenen Flysch-Sandsteine dem Zeitabschnitt der Kreide vor circa. 90 mio Jahren. Hier, im Erdmittelalter (Mesozoikum), herrschten noch die Dinosaurier über die Erde und die geologischen Prozesse, die später einmal zur Bildung der Scheidegger Wasserfällt führen sollten waren bereits am Werke.
STATION 3
Baumeister Bach
Die Kraft des Wassers und dessen Rolle als Baumeister der Landschaft werden Dir an dieser Station erklärt. Erlebe mit Hilfe der App, wie sich der Riedbach hier einst seinen Weg gebahnt haben könnte und welche Prozesse dabei eine Rolle gespielt haben.
Als Ergänzung zu den digitalen Inhalten kannst Du über das an dieser Station fest installierte Lauschrohr die Kraft des Wassers hören.
Expertentext von Dr. Martin Xaver Müller
Das fließende Wasser des Riedbachs hat eine abtragende und abtransportierende Wirkung auf den Gesteinsuntergrund. Diese sogenannte fluviale Erosion wird durch die am Gewässerboden rollenden und im Wasser schwebenden Partikel zusätzlich unterstützt und verstärkt. Sie führt im Ergebnis zu einer Eintiefung der Gewässersohle, die linienhaft flussaufwärts („rückschreitend“) gerichtet ist.
Die Stärke der Abtragung durch fließendes Wasser (fluviale Erosion) wird dabei durch die Größe des Gefälles, Abflussmenge, Fließgeschwindigkeit, die mitgeführten Feststoffe und die Festigkeit des Gesteins der Gewässersohle bestimmt. Hier am Riedbach trifft dabei ein recht hohes Gefälle und episodisch starke Abflussmengen mit großer Fließgeschwindigkeit auf ein recht widerstandsfähiges Gestein (→ Verweis auf Station „Hardrock Konglomerat“). Dies gilt insbesondere für die Situation im ausgehenden Hochglazial der letzten Eiszeit, also vor 18.000 bis 16.000 Jahren, als die Oberfläche des Vorlandgletschers langsam absank und die Gegend um Scheidegg langsam eisfrei wurde. Dadurch wurde die Entwässerung nach Westen in Richtung Bodensee wieder möglich und große Wassermengen konnten hier durch das (aufgrund der noch geringen Vegetation verstärkt erosionsanfällige) Talsystem von Riedbach, Rickenbach und Leiblach nach unten stürzen. Die Vergletscherung des Alpenvorlandes war für die Herausbildung der Scheidegger Wasserfälle auch daher von großer Bedeutung, da der Rheingletscher die Westflanke des Pfänderrückens anerodiert und übersteilt hatte, wodurch sich das Gefälle in Richtung Westen erhöhte.
Vertiefungsangebot: Die Prozesse der Abtragung (Erosion), des rollenden Transports von Sandkörnern und Geröllen (als Bodenfracht), des schwebenden Transports (als Suspensionsfracht) und der Ablagerung (Sedimentation) laufen häufig gleichzeitig und gekoppelt ab: Während an einer Stelle im Flussbett erodiert wird, kommt an anderer Stelle, wo die Fließgeschwindigkeit beispielsweise aufgrund einer Biegung reduziert ist, das gleiche Material zur Ablagerung. Auch ist am Unterlauf („distal“) von Fließgewässern das Gefälle im Vergleich zum Oberlauf reduziert, wodurch hier feinere Korngrößen zur Ablagerung kommen als näher am Alpenrand („proximal“). Diese Unterscheidung wird bei den folgenden Stationen → Hardrock Nagelfluh und → Kuschelrock Mergel sichtbar werden.
Diagramm: ArcTron 3D GmbH
Vorlage: https://de.wikipedia.org/wiki/Hjulström-Diagramm
Welche Korngrößen bei welcher Fließgeschwindigkeit erodiert, transportiert oder sedimentiert werden, lassen sich dem sog. Hjulström-Diagramm entnehmen:
Beachtenswert ist hier unter anderem die Tatsache, dass kleine Korngrößen unter 0,3 mm nur bei größerer Fließgeschwindigkeit erodiert werden. Dies widerspricht anscheinend der Erwartung, dass kleinere Bestandteile leichter auszulösen sein sollten, was aber aufgrund stärkeren Kohäsion kleinster Partikel nicht der Fall ist.
Blicke Dich beim Besuch des Geo-Erlebnispfades um: Die Korngröße abgelagerter Sedimente gibt Aufschluss über Erosions- und Transportkraft des Riedbachs an dieser Stelle zu bestimmter Zeit.
STATION 4
Hardrock - Nagelfluh
Hardrock - Nagelfluh
Du erfährst an dieser Station mehr über das an den Felswänden sichtbare Gestein „Nagelfluh“ (regionale Bezeichnung für „Konglomerat“) und dessen zentrale Bedeutung für die Entstehung der Scheidegger Wasserfälle. Dabei lernst Du auch aus was dieses Gestein besteht und was es so besonders macht.
Expertentext von Dr. Martin Xaver Müller
Das hier an der Felswand sichtbare Gestein ist für die Entstehung der Scheidegger Wasserfälle von zentraler Bedeutung. Es handelt sich um die im Allgäu am Nordrand der Alpen weit verbreitete „Nagelfluh“. Dieser alemannische Dialektausdruck bedeutet eigentlich „genagelter Fels“ und steht für Konglomerat-Gesteine. Er trifft das Erscheinungsbild des Gesteins ziemlich gut: schließlich ähneln die durch Verwitterung hervorstehenden runden Gerölle den Köpfen von Nägeln, die in den Felsen geschlagen wurden. Die Zwickel zwischen diesen Geröllen sind mit verfestigtem Sand gefüllt. Wären die enthaltenen Gerölle nicht derartig groß, ließe sich das Gestein leicht mit Beton verwechseln – wie dies auch durch seinen scherzhaften Beinamen „Herrgottsbeton“ bisweilen zum Ausdruck gebracht wird.
Ein aufmerksamer Betrachter erkennt in der Nagelfluh leicht Material, wie es in vielen Flüssen und Bächen in Alpennähe immer noch abgelagert wird: grober Kies mit gerundeten Geröllen und feinere Korngrößen wie Sand.
Die Entstehung der Nagelfluh wird hierdurch gut nachvollziehbar: Wie heute gab es in den jungen Alpen tief eingeschnittene, von großen Flüssen durchflossene Täler. Einer dieser Alpenflüsse, die „Ur-Bregenzer Ach“, erreichte südlich des heutigen Pfänders den damaligen Alpennordrand und begann, am Südrand des ebenen Molassetieflandes, aus mitgeführtem Kies und Sand einen großen Schwemmfächer aufzuschütten, den sog. Pfänderfächer.
Auf dem Schwemmfächer lagerten die Flüsse in breiten Rinnen grobes Geröll ab. Der grobe, ursprünglich lockere Kies wurde im Laufe der Zeit durch das in den Gesteinsporen ausgefällte Mineral Calcit zum sehr festen und nur langsam verwitternden Konglomerat bzw. zur Nagelfluh. Hier, wie auch andernorts wo die Nagelfluh im Allgäu zu Tage tritt (z. B. am Hochgrat oder am Rottachberg), sorgt das verwitterungsfeste Konglomerat für steile Hänge oder gar senkrechte Felswände. Ein echter „Hardrock“ eben!
→ Hinweis: Für die Bildung der eindrucksvollen Scheidegger Wasserfälle ist die Nagelfluh als sogenannter „Stufenbildner“ von großer Bedeutung. Mehr dazu erfährst Du an der nächsten Station.
→ Übrigens: Wenn Du Dir die polierten Flächen der Konglomeratblöcke neben der Tafel genau betrachtest, kannst Du zwei unterschiedliche Gerölle aus dem Einzugsgebiet der Bregenzer Ache identifizieren: Flysch-Sandsteine und helvetische Kalksteine.
Expertentext von Dr. Martin Xaver Müller
Das hier an der Felswand sichtbare Gestein ist für die Entstehung der Scheidegger Wasserfälle von zentraler Bedeutung. Es handelt sich um die im Allgäu am Nordrand der Alpen weit verbreitete „Nagelfluh“. Dieser alemannische Dialektausdruck bedeutet eigentlich „genagelter Fels“ und steht für Konglomerat-Gesteine. Er trifft das Erscheinungsbild des Gesteins ziemlich gut: schließlich ähneln die durch Verwitterung hervorstehenden runden Gerölle den Köpfen von Nägeln, die in den Felsen geschlagen wurden. Die Zwickel zwischen diesen Geröllen sind mit verfestigtem Sand gefüllt. Wären die enthaltenen Gerölle nicht derartig groß, ließe sich das Gestein leicht mit Beton verwechseln – wie dies auch durch seinen scherzhaften Beinamen „Herrgottsbeton“ bisweilen zum Ausdruck gebracht wird.
Ein aufmerksamer Betrachter erkennt in der Nagelfluh leicht Material, wie es in vielen Flüssen und Bächen in Alpennähe immer noch abgelagert wird: grober Kies mit gerundeten Geröllen und feinere Korngrößen wie Sand.
Die Entstehung der Nagelfluh wird hierdurch gut nachvollziehbar: Wie heute gab es in den jungen Alpen tief eingeschnittene, von großen Flüssen durchflossene Täler. Einer dieser Alpenflüsse, die „Ur-Bregenzer Ach“, erreichte südlich des heutigen Pfänders den damaligen Alpennordrand und begann, am Südrand des ebenen Molassetieflandes, aus mitgeführtem Kies und Sand einen großen Schwemmfächer aufzuschütten, den sog. Pfänderfächer.
Auf dem Schwemmfächer lagerten die Flüsse in breiten Rinnen grobes Geröll ab. Der grobe, ursprünglich lockere Kies wurde im Laufe der Zeit durch das in den Gesteinsporen ausgefällte Mineral Calcit zum sehr festen und nur langsam verwitternden Konglomerat bzw. zur Nagelfluh. Hier, wie auch andernorts wo die Nagelfluh im Allgäu zu Tage tritt (z.B. am Hochgrat oder am Rottachberg), sorgt das verwitterungsfeste Konglomerat für steile Hänge oder gar senkrechte Felswände. Ein echter „Hardrock“ eben!
→ Hinweis: Für die Bildung der eindrucksvollen Scheidegger Wasserfälle ist die Nagelfluh als sogenannter „Stufenbildner“ von großer Bedeutung. Mehr dazu erfährst Du an der nächsten Station.
→ Übrigens: Wenn Du Dir die polierten Flächen der Konglomeratblöcke neben der Tafel genau betrachtest, kannst Du zwei unterschiedliche Gerölle aus dem Einzugsgebiet der Bregenzer Ache identifizieren: Flysch-Sandsteine und helvetische Kalksteine.
STATION 5
Kuschelrock - Mergel
An dieser Station erfährst Du Wissenswertes über das hier anstehende Mergel-Gestein und die darin enthaltenen Fossilien. In einem kurzen Animationsfilm zeigen wir Dir, wie im Zusammenspiel der beiden Gesteine Mergel und Nagelfluh (Konglomerat) der kleine Wasserfall entstanden ist, unter dem Du später noch hindurchgehen wirst. Aber Achtung: Vergiss bitte nicht vorher die spektakulären Fossilien am Pulttisch zum Leben zu erwecken!
Expertentext von Dr. Martin Xaver Müller
Wenig auffällig, teils unter Vegetation versteckt und zudem recht unansehnlich ist hier das Gestein Mergel. Mergel ist im frischen Zustand ein beige-graues, ziemlich festes, gelblich anwitterndes Material aus kalkhaltigem, sandig-schluffigem Ton.
Wie ist dieses Gestein entstanden? Vor ca. 14 Millionen Jahren (mittleres Miozän) trat hier der Vorläufer der Bregenzer Ache aus den jungen Alpen ins damals ziemlich ebene Alpenvorland, wodurch die Fließgeschwindigkeit des Wassers deutlich abnahm. Ein riesiger Schwemmfächer der Pfänder-Schwemmfächer entstand, auf dessen Oberfläche große Mengen Sediment abgelagert wurden: Die in der vorherigen Station besprochenen, „Nagelfluh“ genannten Konglomerate. Außerhalb der eigentlichen Flussrinnen – in den bei Hochwasser überfluteten Talauen – wurde Fluss-Schlamm abgesetzt, der aus kalkreichem Schluff, Ton und etwas Sand bestand. Im Laufe von Jahrmillionen verfestigte sich dieses ursprünglich weiche Material und bildete das hier anstehende Mergelgestein.
Doch allzu fest ist der Mergel nicht, insbesondere dort, wo er an der Oberfläche ist: Dadurch dass die in ihm enthaltenen Tonminerale Wasser aufnehmen und quellen können, zerfällt der Mergel zu einem schmierigen Brei und schafft dadurch rutschungsanfällige Hänge und feuchte Wiesen. Auf dem Weg hinab zum unteren Wasserfall lässt sich dies gut beobachten. Als Felswand tritt der Mergel hingegen nur dort in Erscheinung, wo er von einer überlagernden, verwitterungsresistenten Konglomerat-Schicht vor der Ausräumung geschützt wird.
Wer den Mergel nun als schmierig-bräunlichen Dreck oder „Baaz“ (wie die Bayern sagen) und folglich uninteressant abtut und schnell weitergeht, wird dem Mergel aber nicht gerecht:
Hier sind immer wieder Fossilien enthalten (z.B. Schalen von Land- und Süßwassersschnecken), die über die damalige Lebewelt berichten. Nicht weit von hier wurden in eben solchen Mergeln (der Oberen Süßwassermolasse) sogar Knochen- und Zahnreste von Säugetieren, z.B. urtümliche Elefanten mit 4 Stoßzähnen (Gomphotherium angustidens), hornlose Nashorn-Verwandte (Aceratherium sp.) und – in der Hammerschmiede bei Kaufbeuren – sogar Menschenaffen (Danuvius guggenmosi) gefunden. Abgesehen davon hat man solche Mergel im Allgäu immer wieder als Ziegel-Rohstoffe abgebaut.
Außerdem wäre ohne Mergel hier überhaupt kein Wasserfall vorhanden! Wie kommt das? Dort, wo das Wasser des Rickenbachs mit dem Mergel in Kontakt kommt, weicht er auf und kann den wieder frei werdenden Sand, Schluff und Ton leicht auswaschen und abtransportieren. Nach und nach wird so die überlagernde Konglomeratbank unterschnitten und auch diese bricht dann und wann in Stücken herunter. Für die Entstehung eines Wasserfalls ist der Mergel aber als weicher „Sockelbildner“ unerlässlich.
Mergel – auf den Punkt gebracht: Weich, bisweilen schmierig, aber dennoch irgendwie wichtig – ein wahrer „Kuschelrock“ eben!
Station 6
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